Wie schon an anderer Stelle erwähnt, war es für Jan kein leichtes, mich von Nord- und Ostdeutschland zu überzeugen. Der Norden ist ja viel zu kalt und der Osten voller Nazis.
Von Letzterem bin ja immer noch überzeugt. Aber vielleicht sind das nur die Überlebensinstinkte, die mein Migrationshintergrund so mit sich bringt.
Fakt ist allerdings, dass der Norden der Hammer ist. Die Architektur der Häuser und der Altstädte unterscheidet sich sehr vom Süden und Westen. Die Fischbrötchen hier sind der Wahnsinn. Die Menschen tiefenentspannt.
Zweimal hat es uns nach Norddeutschland gezogen – beide Male im August. Sorry, aber das mit der Kälte und dem Regen hat sich zumindest teilweise bestätigt. Hin und wieder ließ sich die Sonne aber auch hier blicken.
Fakt ist auch, dass das, was wir im Osten gesehen hatten, der Wahnsinn ist. Vor allem hat es mir den Wind aus meinen vorurteilsbehafteten Segeln genommen.
Wie bei den anderen Deutschlandartikeln soll das hier keine Rangfolge sein, es geht einfach von Nord nach Ost.
1. Sylt
Der Deutschen absolute Lieblingsinsel in Deutschland. Sie ist etwas teuer (oder sehr). Der Ruf ist gespalten: Einerseits ist sie die Insel der Reichen und der Dekadenz, andererseits ist sie wunderschön und auch beim niederen Volke beliebt.
Wir waren im August 2014 dort und können verstehen, warum Snobs und Pöbel die Insel gleichermaßen verehren. Landschaftlich ist Sylt einfach genial und es weht eine Luft, wie man sie sonst nirgends in Deutschland atmen kann. Manche Teile der Insel sehen unwirklich schön aus. Fischbrötchen und ein Glas Weißwein veredelten unseren Aufenthalt.
2. Nordfriesland
Nordfriesland ist toll. Hier wird jeder glücklich, der sich etwas Warmes anzieht und die Öhrlis vorm Winde schützt. In die wunderschönen Backsteinhäuser mit Reetdächern hatten wir uns sofort verliebt. In Niebüll übernachteten wir, in Dagebüll genossen wir Fischbrötchen und knackig frische Luft, in Husum auch, aber ohne Sonnenschein. Die Architektur dieser Region hatten wir ja schon lobend erwähnt.
3. Rügen
Noch so eine schöne Insel. Wie bei Sylt auch, stellt sich die Frage ob das echt oder nur ein Traum war. Mit einem Touri-Dampfer machten wir eine Fahrt Richtung Königsstuhl. Sehr zu empfehlen.
Unbedingt den Koloss von Prora anschauen: ein ehemaliges KdF-Seebad („Kraft durch Freude“ – ehemaliges Nazihotel ausgelegt für 20.000 Menschen). Heute ist es eine einzige Ruine. Wenn man davor steht und weiß, wer das gebaut hat, bekommt man doch etwas Gänsehaut!
4. Stralsund
Nach Rügen fuhren wir über eine Brücke zurück aufs Festland, weiter nach Stralsund. Die Altstadt der Hansestadt ist toll. 2002 wurde sie ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Die ehemaligen Kaufmannshäuser und das Rathaus sind zu perfekt, um echt zu sein.
Der optimale Zustand der Gebäude ist natürlich nicht naturgegeben; es wurde viel Geld in den Erhalt und die Pflege dieser gesteckt.
Und die Gorch Fock hatten wir auch gesehen!!!
Aufgefallen ist uns: An einem schönen Augusttag war hier echt wenig los. Die Altstadt wirkte fast wie ausgestorben. Das hat die Stadt nicht verdient. Also alle herkommen und (blöd) gucken! Stralsund ist überraschend schön.
5. Lübeck
Backsteingotik überall. In Lübeck kann man Hansestadtromantik vom feinsten erleben. Außerdem haben wir hier (nein, nicht in NYC) die besten Pastramis gegessen. Wir haben leider den Namen des Ladens vergessen.
Wahrzeichen der Stadt ist das Holstentor. Das Rathaus ist schön und doch seltsam. Es besteht aus verschiedenen Stilen, da über die Jahrhunderte immer wieder was Neues angebaut wurde. Außerdem steht in Lübeck das schöne Buddenbrookshaus – für alle Fans des Romans.
6. Hamburg
Alle wollen nach Berlin – wir wollten nach Hamburg. Berlin ist eine tolle Stadt, kann aber mit Hamburg nicht mithalten. Die Hansestadt ist aber auch ein klein bisschen wohlhabender als die Hauptstadt.
Neben München im Süden und Frankfurt in der Mitte ist Hamburg der Reichenhort Deutschlands im Norden. Die Architektur und Vielfalt der Stadt sind wirklich beeindruckend. Sie ist umzingelt von Wasser und hat mehr Brücken als Venedig und Amsterdam zusammen. Aber sie ist echt teuer.
Rathaus, Speicherstadt, die niemals fertig werden wollende Elbphilharmonie, Blankenese,…nur um ein paar nette Orte der Stadt zu erwähnen. Man sollte ein paar Tage einplanen.
7. Berlin
Damit machen wir uns leider ein paar Feinde. Der religiöse Kult um die Stadt wird uns ein Rätsel bleiben. Aber es lässt sich hier eine sehr angenehme Zeit verbringen. Außerdem ist Berlin günstig. Also auf jeden Fall vergleichsweise. Noch.
Vielleicht ändert sich unser Eindruck, wenn wir mal im Sommer herkommen. Februar 2013: Kalte Wintertage waren es. Warum Februar? Wir hatten hier eine Freundin besucht. Lange waren wir aber nicht hier. Wir müssen auf jeden Fall noch mal an wärmeren Tagen kommen.
8. Potsdam
Potsdam ist nicht weit von Berlin und doch viel ruhiger. Sie ist als ehemalige Residenzstadt von historisch großer Bedeutung. Auf dem Rückweg von Berlin machten wir einen Abstecher zu Schloss Sanssoucis.
9. Sächsische Schweiz
Das Elbsandsteingebirge Sachsens. Den Namen ‚Sächsische Schweiz‘ hat es aus dem 18.Jh. von zwei Schweizer Künstlern.
Abgesehen von der Landschaft kann man hier toll wandern. Entweder kommt man mit dem Auto her (so wie wir) oder: mit dem Boot von Dresden aus. (Würden wir bei gutem Wetter machen)
Berühmtester Punkt ist die Bastei mit der steinernern Basteibrücke – das meistfotografierte Motiv hier. Man hat hier einen tollen Blick auf die Elbe. Das Restaurant ist erstaunlich günstig. (Der Osten halt!)
10. Dresden
Also auf jeden Fall ist hier viel Barock. Bei Dunkelheit leuchtet die Stadt und vor allem die Semper Oper und die Frauenkirche. Nach dem zweiten Weltkrieg war hier viel zerstört. Vieles wurde erst sehr spät aufgebaut. Die Frauenkirche beispielsweise erst nach dem Mauerfall.
Außerhalb der Altstadt wurde immer noch nicht viel getan. Die Neustadt wird oder ist schon das In-Viertel Dresdens. Hin-und Wieder macht die Stadt mit Nazi-Aufmärschen von sich reden. Das hat die schöne Altstadt nicht verdient! Ach ja: Shoppen kann man hier sehr gut!
11. Weimar
Die Geburtsstadt der Weimarer Republik und die Stadt der Weimarer Klassik mit unter anderem Goethe und Schiller – so viel historische Bedeutung gepaart mit einem so unspektakulärem Aussehen. Trotzdem einen Besuch wert.
12. Wartburg bei Eisenach
Der Asylant Luther versteckte sich hier und übersetzte die Bibel ins Deutsche. Man hat einen tollen Ausblick auf das Umland. Aber auch der Blick von außen auf die Burg ist fantastisch.