Wie überall im Leben gibt es auch beim Reisen Trends. Wie und vor allem wohin man reist, hängt auch sehr wohl davon ab, was gerade angesagt ist. Regelmäßig liest man von Städten, Regionen oder Ländern, bei denen man das Gefühl hat, die halbe Welt war schon dort. Bei der immensen Informationsflut über diese Orte meint man sich schon auszukennen, obwohl man noch nie dort war.
‘Mitschuld’ haben zum Beispiel Magazine wie Lonely Planet oder Condé Nast Traveller, die mit ihren Listen und Empfehlungen dafür sorgen, dass es jedes Jahr neue überfüllte Orte auf der Welt gibt. Wir sind schuldig im Sinne der Anklage. Wir lieben diese Seiten und lassen uns sicher von solchen ‘Influencern’ beeinflussen.
Sehnsuchtsorte und Trendziele
Warum ein Trendziel zu einem wird, hängt in der Regel davon ab, ob es die Sehnsuchtsvorstellungen der Menschen erfüllt.
Ganz früher war Italien so ein Pilgerort für das Bildungsbürgertum, später Goa in Indien für die Hippies. Thailand zog die Backpacker weltweit magisch an, während Australien und Neuseeland für deutsche Jugendliche nach dem Abitur sehr anziehend wirken.
Von all diesen Orten haben wir schon Bilder im Kopf, ehe wir schon dort waren. Unsere Erwartungen sind also vorgeformt.
Aktuelle Trends
In diesem Artikel geht es um spezielle Trendziele, die sich in den letzten Jahren entwickelt und die wir selbst besucht haben. Der Ruf mancher Orte ist schon fast sirenenhaft. Wir sind mal so arrogant und bewerten diese hier.
Da wäre zum einen Kuba, das seit der langsamen Öffnung für Touristen einen regelrechten Goldrausch erlebt. Zum anderen Island, das als Sehnsuchtsziel für Natur liebende Reisende jetzt besonders auch im Winter immer beliebter wird. Und schließlich noch Dubrovnik, das schon immer beliebt war, aber aus einem ganz speziellen Grund noch mal drei Stufen auf der Beliebtheitsskala kletterte: Game of Thrones!
Fluch oder Segen?
Die Menschen vor Ort, die im Tourismus arbeiten, dürften jubeln, sobald ihr Land als Trendziel auserkoren wird. Schließlich verdienen sie dann besser und nicht wenige wurden damit reich. Auch die Besucher können davon profitieren, wenn die Infrastruktur dadurch verbessert wird. Mehr Transportmöglichkeiten und Hotels sind nur zwei Punkte.
Wie so oft im Leben ist es aber eine Frage der Dosis. Wird es zuviel des Guten, so kippt es schnell ins Negative. Die Einheimischen stöhnen über die Touristenmassen, die Touristen stört es, dass alles so überlaufen ist. Alles wird teurer, Einheimische müssen den Ort verlassen, Orte verlieren ihre Authenzität und irgendwann ist keiner mehr glücklich. Das Traumbild vom Traumziel ist also schnell zerstört.
Außerdem: Ohne es jetzt wirklich abwertend zu meinen – ab einem gewissen Zeitpunkt wird der Pöbel magisch angezogen. Mit Pöbel meinen wir Menschen, die Natur und Sehenswürdigkeiten oder kulturelle Gepflogenheiten nicht respektieren und sich daneben benehmen. Wunderschöne Orte werden zugemüllt und die Einheimischen fangen an, eine starke Abneigung gegenüber Ausländern zu empfinden. So weit sollte es nie kommen.
Kuba
Wir waren 2013 auf Kuba und damals hieß es schon: ‚Man muss sich beeilen, um noch das ‚echte‘ Kuba zu erleben. Noch ist es ein Geheimtipp, bald wird es von den Amerikanern überrant!‘ Das war natürlich Blödsinn. Es gab auch damals neben uns ein paar (sehr viele) andere Reisende.
Aber: Im Vergleich zu dem was man heute so hört, sieht und liest, war es damals tatsächlich noch human. Es ist inzwischen deutlich voller und gefühlt war auch schon ein Großteil der Traveller schon dort, aber man kann auch immer noch wunderbar alle Kuba-Klischees erleben und einen wunderschönen Urlaub verbringen.
Tipp: In der Nebensaison (März/April bis September/Oktober) ist es viel weniger überlaufen und mit ein bisschen Glück kann man das ‚echte‘ Kuba trotzdem bei tollem Wetter erleben.
Island
Island ist schon sehr lange ein Sehnsuchtsort für Naturliebhaber. Aber meist konzentrierten sich die Reisen auf Juli und August, weil dann das Wetter einigermaßen stabil ist (besonders warm wird es aber fast nie) und fast 24 Stunden Tageslicht herrscht.
Neu ist jetzt, dass immer mehr Reisende im Frühling oder Herbst nach Island kommen: Endlose Schneelandschaften und Nordlichter locken viele. Ein verbessertes Flugangebot speziell außerhalb der Hauptsaison unterstützt den Trend. Wir waren im März 2016 dort und tatsächlich war am Golden Circle, der einige der Hauptattraktionen Islands abdeckt, doch einiges los.
Abgesehen davon war es aber angenehm ruhig. Im Süden und Westen fühlte man sich teilweise wunderbar abgeschieden von den Touristenströmen. Noch sind also Frühling und Herbst echte Tipps für einen etwas anderen Urlaub. Und mit etwas Glück habt ihr auch so tolles Wetter, wie wir es genießen durften.
Dubrovnik, Kroatien
Die südlichste Stadt Kroatiens war schon zu Zeiten des ehemaligen Jugoslawiens sehr beliebt und nachdem sie nach dem Krieg frisch restauriert wurde, nahm die Beliebtheit noch zu. Viele Badeurlauber an der Adria machten Tagesausflüge in die mittelalterliche Altstadt.
Einen gewaltigen Schub erlebte die Stadt aber noch einmal, nachdem die TV-Serie ‚Game of Thrones‘ einige Szenen hier drehte und die Serie weltweit immer beliebter wurde. Wir sahen unzählige Plakate und Merchandising-Artikel und wurden mehrfach angesprochen, ob wir nicht eine Game-of-Thrones-Tour machen wollen. Wollten wir nicht (obwohl wir die Serie gern mögen)!
Uns hat die Stadt sehr sehr gut gefallen, aber wir waren im Juni, also vor der Hauptsaison dort und es waren tagsüber so unglaublich viele Touristen dort. Wir wollten es uns nicht vorstellen, wie es im Juli und August sein mag.
Tipp: Ab dem späten Nachmittag und am Abend war es dann super angenehm. Die Tagesausflügler waren weg und die Stadt strahlte plötzlich eine wunderbar entspannte und angenehme Atmosphäre aus. Auf jeden Fall eine Übernachtung dort buchen und lieber nicht geizen!
Was sind eure Erfahrungen mit Trendreisezielen? Welche könnt ihr empfehlen?
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