Eine Woche lang jeden Abend Hoffnung und Enttäuschung, Kälte und Wind. Die Möglichkeit, Aurora Borealis zu sehen, war einer der Hauptgründe, im Winter in die Nähe des Nordpolarkreises zu fliegen.
Eigentlich waren wir von unseren täglichen Trips abends schon sehr fertig. Es hat uns auch jedes Mal wieder Überwindung gekostet, nochmal das Guesthouse zu verlassen und den Nachthimmel nach grünen Lichtern abzusuchen.
Wir waren so warm angezogen wie nur möglich, trotzdem hielt man es nicht allzu lange draußen aus. Dabei hatte es selten weniger als -2°C, während es beispielsweise in Norwegen regelmäßig unter -10°C hat. Dort ist die Jagd nach Nordlichtern also noch anstrengender. Der Wind lässt aber selbst ‚gemäßigte‘ Temperaturen arktisch kalt erscheinen.
Die Wolkenvorhersage und die Northern Lights-App wurden regelmäßig kontrolliert und es hatte schon was leicht Besessenes. Wir wussten, dass wir sie möglicherweise auch die ganze Woche (oder auch einen Monat) nicht werden sehen können. Der Aurora-Gott war aber auf unserer Seite und lieferte uns zumindest an einem kalten Abend eine fabelhafte Show. Lady Aurora tanzte für uns über den Himmel.
Will man während eins Islandaufenthaltes Nordlichter sehen, braucht man eine gute Portion Glück. Es muss nämlich zu einem (fast) wolkenlosen Himmel auch noch die entsprechende Sonnenaktivität kommen. Wir haben vor unserer Reise ganz bewusst unsere Erwartungen gedämpft Insgeheim hofft man aber doch.
Kurz zusammengefasst schon mal die wichtigsten Punkte:
- Bewölkung und Sonnenaktivität beobachten: Online, aber auch einfach mal rausschauen!
- Wenn es sich lohnen könnte, an einen dunklen, geeigneten Ort fahren und dabei genug warme Kleidung anziehen. Am besten auch noch eine Thermoskanne mit warmen Tee mitnehmen!
- Stativ aufbauen und Probefotos schießen, wenn mit bloßem Auge noch nichts zu sehen ist. Die Sensoren sind empfindlicher als das menschliche Auge. Wir haben anfangs am Himmel nur graue Schleier gesehen, auf dem Foto schimmerte es schon grün. Einige Zeit später war es dann auch für das menschliche Auge herrlich grün!
Zu 1: Äußere Bedingungen
Wir hatten sechs Abende, von denen wir es an zwei wegen schlechtem Wetter gar nicht erst probierten. Eine Nacht war besonders gemein. Es war zwar bewölkt, das magische grüne Licht konnte man aber hinter den Wolken erahnen. Das Wetter wurde eher schlechter als besser, weswegen wir dann abbrachen.
Blieben also drei wolkenlose, klare Nächte und jetzt kommt die Sonnenaktivität ins Spiel. Diese wird auf einer Skala von 0 bis 9 gemessen und wir hatten die Stufen 2 und 3. Dies ist zwar ein guter Anhaltspunkt, allerdings nicht sehr verlässlich. In Islands Süden kann man es normalerweise ab Stufe 3 mit bloßem Auge am Himmel tanzen sehen. Wir haben aber zwei klare Nächte mit Stufen 2-3 gar nichts gesehen.
In einer Nacht hatte dann endlich alles zusammengepasst. Stufe 3 und keine Wolken! Wie es bei den höheren Stufen aussieht, können wir uns ehrlich gesagt gar nicht vorstellen, weil es schon so schön war!
Zu 2: Der geeignete Standort
Stimmen die Bedingungen braucht man den geeigneten Standort. Möglichst weit weg von störenden Lichtern und freier Blick nach Norden. Für tolle Bilder auch noch einen interessanten Vordergrund: ein See, Bäume oder schneebedeckte Hügel machen sich gut!
Wir hatten etwas recherchiert und auf der Karte nach passenden Orten gesucht. In der Gegend hielten wir dann einfach direkt an der Straße in Einfahrten. Zum Glück ist auf Island so wenig Verkehr, dass kaum störende Autos vorbeifuhren.
Zu 3: Einstellungen und Fototipps
So könnt ihr die tanzenden Lichter schon mal genießen. Will man sie fotografieren, benötigt man noch die entsprechende Ausrüstung. Handy-Schnappschüsse versagen hier nämlich leider.
Das Wichtigste ist ein gutes, schweres Stativ, da die Belichtungszeit mindestens 8 Sekunden beträgt. Jede Kamera mit manuellem Modus ist geeignet. Je größer der Sensor ist, desto besser werden die Fotos.
Ich benutzte meine Canon EOS 760D mit einem Weitwinkelobjektiv (10mm Brennweite). Obwohl die Blendenöffnung (F 4.5) meinem Standardobjektiv (F 2.8) unterlegen ist, war es besser geeignet, da einfach mehr vom Himmel aufs Bild passt und der Schärfebereich bei 10mm Brennweite größer ist. Ich habe folgende Einstellungen benutzt (kein Mond am Himmel, ein paar wenige entfernte Lichtquellen):
F 4.5, 8-10 Sekunden, ISO 1600, RAW+JPEG
Der ISO-Bereich ist natürlich hoch, so dass auch einiges an Rauschen entsteht. Bei der RAW-Bearbeitung ist das aber kein Problem. Niedrigere ISO-Werte und längere Belichtung würden dazu führen, dass die Sterne nicht mehr punktförmig erscheinen und die Nordlichter verwischen, da sie sich über den Himmel bewegen.
Den Fokuspunkt habe ich eingestellt, indem ich einen Baum etwa 15 Meter entfernt mit einer Taschenlampe angeleuchtet habe und diesen im Autofokus fokussiert habe. Dann Manueller Fokus an und den Fokusring nicht mehr berühren!
Will man später einen Film aus den tanzenden Nordlichtern machen, benötigt man Intervallaufnahmen mit denselben Einstellungen vom selben Standort. Mindestens 10, besser 20 oder mehr Bilder hintereinander für kurze Video-Sequenzen.
Ein Tipp noch, wie man Menschen im Vordergrund aufs Bild bekommt. Wir haben mit Blitz und Taschenlampe experimentiert. Im Endeffekt wurde es aber immer zu hell. Am besten mit Silhouetten arbeiten oder indirekt beleuchten. Es gibt hier aber kein Patentrezept, da auch verschiedene Effekte gewünscht sein können.