Natürlich ist die Stadt nicht nur verfallen. Sie strahlt ein romantisches Flair aus. Die Menschen sind sympathisch und einfach – du hast ein Kleid von sowieso an? Interessiert keinen – kennen sie eh nicht und wenn doch, dann interessiert es immer noch nicht. Wenn eine Augenärztin 50 CUC im Monat verdient und eine TuKola schon einen CUC kostet, dann hat sie einfach andere Probleme.
Havanna ist authentisch. Trotz der Touri-Zonen. Gerne würde man alles rundum sanieren und die Zerstörung des Charmes in Kauf nehmen, aber selbst für schlechte Veränderungen hat man nicht genug Geld.
Erhalt der Sehenswürdigkeiten
Die Stadt gibt sich große Mühe, zumindest die Sehenswürdigkeiten zu erhalten. Der Großteil der finanziellen Mittel hierfür kommt aus der Vergabe von Lizenzen für Restaurants und Touri-Geschäfte, ein kleiner Teil über Spenden aus dem Ausland. Für einige Stadtteile ist es leider schon zu spät.
Viele Menschen, die tendenziell eher Westeuropa oder die USA bereist haben, werden in Kuba und vor allem in Havanna einen kleinen Schock bekommen. Aber gerade weil es anders ist, gönnt man sich den Spaß!
Geschichte
1519 wurde sie an der Bucht von Havanna als Teil des Spanischen Kolonialreichs gegründet. 1982 wurde die Altstadt Havannas zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Außerdem ist Havanna Hemingway Stadt. Der Schriftsteller lebte über 20 Jahre in Havanna und schrieb hier einige seiner bekanntesten Werke.
Die Stadt ist groß, aber mit Bus und Taxi ist alles gut zu erreichen. Beim Sightseeing geht man am besten systematisch vor und erkundet die Stadtteile einzeln. Die Hauptsehenswürdigkeiten befinden sich in Habana Vieja, Vedado und Centro Habana. Drei komplette Tage sind für Havanna auf jeden Fall Pflicht. Vier wären besser!
El Malecón
Die Uferpromenade. Hier kann man einfach chillen, die Locals, die Angler und das Meer beobachten. Und die Abgase der alten Autos einatmen. Wirklich ein Genuss! Er zieht sich über 7 km von Habana Vieja im Osten bis Vedado im Westen.
Im Castillo de los Tres Reyes de Morro waren wir nicht. Ist aber bestimmt sehenswert.
La Habana Vieja
Wo fangen wir hier an? Eigentlich befinden sich die meisten Sehenswürdigkeiten in der Altstadt Havannas. Wir versuchten uns an einer strukturierten Vorgehensweise.
Calle Obispo: Eine schöne restaurierte Altstadtgasse mit Geschäften und Bars, Restaurants etc. Wenn man in die Gassen nach links und rechts schaut, erkennt man deutliche Unterschiede.
Im westlichen Teil der Straße befindet sich das La Floridita, Hemingways Lieblingsbar. Hier soll er sich regelmäßig abgeschossen haben. Heute würde er sicher nicht mehr hingehen. Es ist sehr überteuert und ein reiner Touri-Schuppen. Sehr viele Amerikaner und Kanadier hier.
Am östlichen Ende der Calle Obispo befindet sich die Plaza de Armas. Am Waffenplatz findet man heute vor allem sehr alte Bücher. Außerdem befindet sich hier der Palacio de los Capitanes Generales, die Residenz für Generäle aus dem 18. Jahrhundert. Sieht wunderschön aus von außen.
Irgendwann sind wir an der wunderschönen Plaza de la Catédral gelandet. Der Name sagt es schon: Hier befindet sich die Kathedrale. Die hat einen echt langen Namen: La Catedral de la Virgen María de la Concepción Inmaculada de La Habana (Ich glaube, ich hatte es irgendwo schon erwähnt: Etwas Spanisch Kenntnisse sind in Kuba durchaus von Vorteil). Revolution hin oder her, ungläubig ist man hier sicher nicht.
Links an der Kirche kommt man auch schon an der La Bodeguita del Medio vorbei. Auch hier hat sich Hemingway regelmäßig Kreativität angetrunken. Sie ist auch eher zu empfehlen als die Floridita. Die Preise sind vernünftig und alles noch sehr rustikal. Allerdings auch sehr voll.
Hemingway soll gesagt haben (so erzählen es alle Reiseführer dieser Welt – anwesend war wohl keiner persönlich): „Mi Mojito en La Bodeguita, mi Daiquiri en La Floridita“! Dieser geniale Alki!
Was man noch machen sollte: El Museo del Ron Havana Club. Ohne Führung darf man da nicht rein. Wir haben sie widerwillig mitgemacht, wir mögen keine Führungen. Aber: Unser Guide war super und hat es schnell, aber nicht unmotiviert durchgezogen.
Am Ende durfte man einen etwas älteren Tropfen probieren und konnte natürlich alles Mögliche kaufen. Was wir auch getan haben!!! Preisspanne: Alles dabei!
Dem ehemaligen Präsidentenpalast sieht man von außen an, dass es mal ein Palast war. Erstbezug war 1920. Der Ballsaal ist dem in Versailles nachempfunden. Der letzte, der hier wohnen und pompöse Feste schmeißen durfte war Batista. Heute ist es das Revolutionsmuseum.
Ein wirklich schöner Platz ist der Plaza Vieja. Hier fanden Feste, Exekutionen oder auch Prozessionen statt, während der Adel und die Reichen von ihren Balkonen aus zusahen.
Gleich in der Nähe findet man auch einen heiligen Ort, der Schutz an verregneten Tagen bietet: Das Museo del Chocolate. Wir wollten nicht lange hier verweilen, aber das Wetter zwang uns dazu und es hätte uns schon schlimmer erwischen können!
Und noch ein Platz- es hört gar nicht mehr auf: Plaza de San Francisco. Hier findet man die Basilica Menor de San Francisco de Asís. Sie stammt aus dem 16. Jahrhundert und sieht ganz nett aus.
Centro
Das Centro ist hauptsächlich ein Wohngebiet. Manchmal ist man sich nicht sicher, ob die Sehenswürdigkeiten hier zur Altstadt oder zum Zentrum gehören, da ein fließender Übergang besteht.
Der Paseo del Prado erstreckt sich vom Malecón bis zum Parque Central. Links und rechts des Prado sind die Straßen viel befahren.
Richtung Parque Central befindet sich auch das Capitolio sowie das Gran Teatre. Das Capitolio sieht aus wie das Kapitol in Washington, Vorbild für den Bau war aber das Pantheon in Paris. Es ist der ehemalige Sitz der Legislative, heute ist es ein Kongresszentrum und für die Öffentlichkeit zugänglich. Sehr fotogenes Gebäude!
Interessant und doch etwas enttäuschend fanden wir das Barrio Chino. Interessant, weil wir bis vor unserer Reise nicht wussten, dass es hier ein China Town gibt. Enttäuschend, weil es eines der am wenigsten authentischen Viertel in Havanna war. Es war einfach alles sehr auf Touristen ausgelegt.
Einst lebte hier die größte chinesische Gemeinde Lateinamerikas. Ab dem Jahr 1847 kamen sie aus Hong Kong, Macau und Taiwan um die afrikanischen Sklaven zu ersetzen. Man sollte in einem der vielen Lokale speisen. Das Essen war wirklich lecker!
Vedado
Der Stadtteil Vedado hatte seine Glanzzeit zwischen 1920 und 1950. Es war und ist das wirtschaftliche und finanzielle Zentrum Havannas. An den hohen Türmen vorbei findet man prächtige Villen mit schönen Gärten. In diesem Teil der Stadt befinden sich auch die Botschaften und die optisch pompöse Universität. (Also unsere war nicht so schön)
Alles wirkt sehr amerikanisch. Wer einen Eindruck vom Kuba vor der Revolution haben möchte, muss zwangsläufig hierher.
Hauptsehenswürdigkeit dieses Stadtteils ist die Plaza de la Revolución. Mit 72.000m² ist es der größte Platz in Kuba und nicht gerade schön.
Durch seine Fläche und Statuen wirkt er sehr mächtig, wahrscheinlich einer der bekanntesten Orte Kubas. Außerdem ist es das politische Zentrum des Landes.
Das Memorial José Martí steht in der Mitte des Platzes und ist ca. 142m hoch. Die Statue des Dichters vor dem Denkmal ist 17m hoch und die größte des Landes.
Gegenüber des Martí Monuments befindet sich das kubanische Innenministerium mit einem riesigen Che-Guevara Kopf und dem Spruch „Hasta la victoria siempre“! Daneben das Gebäude Comité Central del Partido Comunista de Cuba, kurz: Parteizentrale.
Hier sieht man den Kopf von Camilo Cienfuegos, der Castros Politik mit „Vas bién, Fidel“ lobt. So viel Pathos auf einem Platz hält kein Mensch aus – deswegen sind wir in das Gebäude nebenan und haben uns einen Mojito gegönnt.
In Cienfuegos dachten wir, das ist der schönste Friedhof der Welt. Dann sahen wir den Cementerio Cristóbal Colón. Es ist einer der größten Friedhöfe der Welt und wurde 1870 errichtet. 800 000 Gräber und Mausoleen auf 56 ha.
Wie eine Stadt in der Stadt. Reiche Adelsfamilien lieferten sich einen Wettstreit um das schönste Grab.
So schön wie manche Gräber hier sind, so luxuriös leben manche Menschen auf der Welt nicht. Allerdings waren dreiviertel der Bestatteten arm und haben ihre Gräber in den Außenbereichen.
Zu den Prominenten des Friedhofs gehören unter anderem Máximo Gómez, Fernando Ortiz oder Ibrahim Ferrer. Die Kämpfer der Revolution wurden in einer separaten Ehrenhalle bestattet.
Während unserer Busfahrt (die günstigste Variante in Havanna) konnten wir das mächtige Hotel Naciónal de Cuba bestaunen.
Und uns über die Enteignung der Hiltons lustig machen.
Das damals wie heute hässliche Gebäude ist Symbol des amerikanischen Kapitalismus und dessen Eskapaden in Kuba. Heute heißt es Hotel Habana Libre.
Das Wort Libre wird hier sehr inflationär verwendet. Oder jeder versteht einfach etwas anderes drunter.
An der Eisdiele Coppelia sind wir vorbeigefahren. Die Schlange ist unendlich. Bekannt aus dem Film “Fresa y Chocolate”. Es gibt hier auch nur drei Eissorten. Also lohnt sich nicht.