Über eine staatliche Touristikagentur hatten wir ein Taxi inklusive Fahrer und Guide gebucht- 70 CUC für den ganzen Tag. Nicht ganz billig, aber für die Flexibilität und was wir einen ganzen Tag sehen und hören durften, war es das wert.
Wir hatten einen Fahrer und einen Guide. Sie erzählten uns, was sie meinten, das Touristen hören wollen. Uns interessierten vor allem Geschichten aus ihrem Alltag. Nicht, dass wir unverschämt nachgebohrt hätten. Sie waren auch nicht wortkarg. Im Gegenteil. Politische Themen wurden höflich umgegangen. Man wechselte galant das Thema. Aber sie erzählten aus ihren Alltag, kommentierten hier und da was.
Er kaufte die Herztabletten für seine Mutter in Santa Clara, da es in Trinidad zu diesem Zeitpunkt keine mehr gab und ein Freund ihm den Hinweis gegeben hatte. Interessanterweise auch die genaue Apotheke. Er schimpfte über die schlechte Organisation: Für Medikamente müsse er momentan nach Santa Clara fahren, für Wasser nach Cienfuegos.
Sie, unser Guide, erzählte uns, dass sie bereits Oma sei. Ihr Sohn lebte „zwangsweise“ mit seiner Frau in Venezuela. Im Rahmen eines Abkommens werden kubanische Ärzte nach Venezuela gesendet.
Der Vorteil für Kuba: Billiges Öl, Devisen. Während ihr Sohn und seine Frau dort lebten und arbeiteten, passte sie auf ihre Enkel auf. Diese sehen ihre Eltern nicht sehr oft, da dies mit sehr hohen Kosten verbunden wäre. Rente? Kennt sie nicht.
Und was haben wir jetzt hier auf diesem Trip so schönes gesehen? Begonnen hatte alles in der Natur.
Sierra de Escambray
Auf dem Weg Richtung Topes de Collantes fuhren wir durch das Gebirge südlich von Santa Clara. Unser Fahrer brachte uns soweit hoch, wie die Straßen eben ausgebaut waren. Von hier konnten wir eine tolle Aussicht genießen. Es war erstaunlich kühl.
Topes de Collantes
Dieser Nationalpark befindet sich in der Sierra del Escambray. Durch die Bergwälder kommt man natürlich auch zu Fuß hin, man sollte allerdings entsprechend Zeit einplanen. Hier gibt es auch einige Wasserfälle. Im März lohnt es sich allerdings nicht hinzufahren, laut unserem Guide, da Trockenzeit war und man nichts sehen würde.
Kaffeeplantage mit kleinem Museum
Bevor es weiter nach Santa Clara ging, machten wir in den Bergen einen Stopp bei einer Kaffeeplantage. Hier befand sich ein kleines Museum. Ausgestellt wurden alte Maschinen und Werkzeuge. War ganz nett, aber nicht spektakulär. Lange blieben wir nicht nicht.
Santa Clara
Nirgendwo haben wir einen solchen „Che“-Kult gesehen, wie hier in Santa Clara. Schon beim hineinfahren bekamen wir einen kleinen Vorgeschmack.
Warum Santa Clara? 1958 schaffte es Che Guevara mit 150 Mann die alten Kolonialherren zu besiegen. Hier fand die entscheidende Schlacht zwischen den Revoluzzern und der Batista-Diktatur statt. Entscheidend war die Einnahme des gepanzerten Zuges (Tren Blindado), geschickt von Batista zur Verstärkung.
Sehenswert sind hier aufgrund der Geschichte vor allem die Che-Guevara-Gedenkstätten. Hierzu gehört vor allem das Monumento y Memorial Ernesto Che Guevara. 1988 wurde dieser riesige Platz fertiggestellt. In der Mitte des ca. 17500m² großen Geländes befindet sich ein knapp sieben Meter hoher Bronze-Che.
Links davon befindet sich eine Wandfläche. Auf dieser ist Ches Marsch von der Sierra Maestra und die Erstürmung des Batista-Zuges eingraviert. Ansonsten findet man hier Zitate des „Guerillero Heróico“ und seinen Abschiedsrief an Fidel Castro.
Drunter befindet sich ein Museum.
Gegenüber davon liegen die Totenstätten mit Ches sterblichen Überresten und denen seiner Mitstreiter in Bolivien.
Sie wurden 1997 in einem Massengrab gefunden und im Rahmen einer großen Feier nach Kuba übergeführt.
Außerdem: Das Monumento Nacional del Tren Blindado. In den Waggons befindet sich eine Ausstellung mit Waffen und Fotos rund um das Ereignis. Gegenüber: Der Bulldozer, der die Gleise zertsörte.
Weiter nördlich der Parteizentrale: Estatua Che y Niño. Den Jungen, den Che auf dem Arm trägt, symbolisiert die kommende Generation.
Zum Schluss ging es zum Parque Vidal. Benannt nach dem Unabhängigkeitskämpfer Leoncido Vidal.
Cienfuegos
Nach einem reichhaltigen, kubanischen Mittagessen fuhren wir weiter nach Cienfuegos. Wie Trinidad auch, wurde diese Stadt reich durch Zuckerrohr. Der Hafen Cienfuegos gehört mit zu den größten Zuckerrohrhäfen der Welt.
Cienfuegos wird als die Perle des Südens bezeichnet. Ihren Wohlstand zeigte sie durch Kultur und Bauwerke im neoklassizistischen, Art Noveau- und Art Decó- Stil. Sie wird aber trotzdem relativ wenig besucht – kein Vergleich mit Havanna oder Trinidad.
Sehenswert: Der Parque Martí. Hier wurde 1902 der einzige Triumphbogen Kubas zur Feier der Unabhängigkeit errichtet.
In der Mitte befindet sich eine Statue von José Martí, außenrum Prachtbauten im französischen Stil, wie zum Beispiel das Teatro Tomás Terry. Das ehemalige Rathaus Antiguo Ayuntamiento ist heute Sitz der Provinzregierung und für Touristen nicht zugänglich.
Die Prachtallee (Prado) führt zum Malecón. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts mussten Schwarze die linke Straßenseite benutzen, die rechte war den Weißen vorbehalten.
Highlight war der wunderschöne Cementario La Reina, Kubas ältester Friedhof, 1839 gegründet. Neben im Unabhängigkeitskrieg gefallenen Soldaten befinden sich hier auch die Gräber einiger Familienangehöriger Batistas.
Berühmt ist der Friedhof aber vor allem wegen der Skulptur der Bella Durmiente. Die schöne Schlafende soll sich 1907 umgebracht haben, nachdem sie von einem Italiener geschwängert und sitzen gelassen worden war.
In der rechten Hand hält sie eine Opiumspflanze, in der Linken eine Schlange, die das Gift symbolisiert.
Eine der schönsten Friedhöfe, die wir bis dahin gesehen hatten. Getoppt wurde er dann durch den Friedhof in Havanna.