Gleich zu Beginn: Jerusalem hat uns sehr gut gefallen. Es gibt viel zu sehen und man kann hier gut Zeit verbringen. Es purzeln sicher auch einige Kalorien von den Rippen, wenn man all die beeindruckenden Sehenswürdigkeiten zu Fuß abklappert.
Jerusalem ist eine chaotische Stadt, also eine ganz normale Stadt im Nahen Osten. Es herrscht großes Gewusel und es ist zu jeder Tageszeit sehr viel los hier. Selbst wenn die Geschäfte schließen, sind noch viele Menschen unterwegs. Egal ob inner- oder außerhalb der Altstadt. Es roch nicht immer angenehm, aber das ist wohl so, wenn zu viele Menschen aufeinander leben. In Europa ist es ja kein Stück anders. Autofahren ist in Jerusalem, ähnlich wie in Amman, eine Katastrophe. Meidet es, wenn ihr könnt.
Jerusalem ist eine vom Glauben geprägte Stadt, um es milde auszurücken. Die drei größten Weltreligionen haben ihren Schauplatz hier und sind alle gut sichtbar vertreten. Menschen aus aller Welt pilgern hierher. Entweder aus kulturell-historischem oder aus religiösem Interesse.
Was ihr in Jerusalem alles so sehen könnt und euch ehrlich gesagt auch nicht entgehen lassen solltet, listen wir euch im Folgenden auf. Die Details ersparen wir euch, da euch da jedes Geschichtsbuch mehr erzählen kann als wir.
Die Altstadt von Jerusalem
In der Altstadt Jerusalems befinden sich die meisten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Wie schon zu Beginn erwähnt, kommen Menschen aus aller Welt nach Jerusalem und es ist stellenweise entsprechend voll.
Beachtet bitte bei eurer Planung die einzelnen Feiertage der jeweiligen Religionen. Islam=Freitag, Judentum=Samstag, Christentum=Sonntag! Da am Shabbat ziemlich viel still liegt in Israel, haben wir diesen für einen Trip Richtung Bethlehem. Dazu aber ein extra Post!
Damaskustor und die verschiedenen Viertel der Altstadt
Die Altstadt Jerusalems ist von einer Mauer umgeben, die 8 Tore hat. Das größte dieser Tore ist das Damaskustor. Dieses führt in das Muslimische Viertel. Weitere Viertel sind das Christliche, Armenische und das Jüdische.
nge zwischen den einzelnen Vierteln sind eigentlich kaum bemerkbar. Man muss schon genau auf die Schilder achten. Man merkt es allerdings an den Dingen, die in den Geschäften verkauft werden.
Die engen Gassen, die vielen Gerüche und die teilweise großen Menschenmassen können überfordernd wirken. Den meisten gefällt es aber auch, weil es voller Leben ist, man hier einkaufen kann und es einem garantiert nicht langweilig wird. 1001 Nacht passt hier eigentlich sehr gut.
Muslimisches Viertel
Das muslimische Viertel macht sich durch Soldatenpräsenz bemerkbar. Da sie sich zurückhielten, wirkten sie auf uns gar nicht bedrohlich und störten daher auch nicht wirklich das Stadtbild. Im Gegenteil: Wer ein bisschen in der jüngeren Vergangenheit forscht, wird sich sogar sicherer fühlen.
Österreichisches Hospiz zur Heiligen Familie
Unser vielleicht liebster Ort in der Altstadt Jerusalems war das Österreichische Hospiz. Der Ausblick vom Dach über die Altstadt ist klasse (10 Schekel p.P.).
Es hat auch einen schönen Innenhof mit einem Café. Am schönsten war die unglaubliche Ruhe, die man hier hat und eigentlich gar nicht fassen kann, bei dem Lärm, der nur wenige Meter weiter das Stadtbild beherrscht.
Tempelberg
Einst stand hier ein jüdischer Tempel. Heute nicht mehr. Heute steht hier der berühmte, wunderschöne Felsendom mit seiner goldenen Kuppel und die Al-Aqsa-Moschee. Diese ist die drittwichtigste Moschee im Islam.
So schön wir es auf dem Tempelberg fanden, so sehr fanden wir es auch etwas befremdlich, dass für nicht-Muslime der Zutritt für beide Gebäude verboten ist (egal, ob man sich als Frau verschleiert oder nicht). Wenn ihr drei verschiedene Koransuren zitieren könnt, könnten die Türsteher euch das Muslime-sein abkaufen. Ein italienisches Paar hat es irgendwie geschafft. Sympathisch war das ganze natürlich nicht. Nirgends sonst in Jerusalem werden ‚Ungläubige‘ in religiösen Stätten ausgeschlossen. Es bleibt ein Geschmäckle.
Da der Felsendom wirklich wunderschön ist, lohnt es sich allemal sich zu den Besuchszeiten anzustellen. Informiert euch vorher genau wann diese sind (meistens Vormittags, definitiv nicht Freitag und Samstag). Wegen der Sicherheitskontrollen sollte man frühzeitig da sein. Freitag ist das Betreten des Tempelbergs nur für Muslime gestattet.
Jüdisches Viertel
Das jüdische Viertel ist das mit Abstand am besten in Stand gehaltene und restaurierte Viertel der Altstadt. Möglich wurde dies durch reiche jüdische Familien aus den USA und Europa. Wir finden, das Geld ist gut investiert: man fühlt sich wohl, die Pastrami Bagels sind köstlich und man kann hier schön orthodoxe Jude mit Koteletten und gefühlt zehn Kindern beobachten. Man erlebt Klischee-Menschen live.
Die Hurva-Synagoge
Wo man diesen Bagel am besten genießen kann? Gleich bei der Hurva-Synagoge. Riesig, im byzantinischen Stil und mit einem wunderschönen gepflegten Vorplatz. Es gibt vielleicht nur einen idyllischeren Platz in der Altstadt: siehe Österreichisches Hospiz.
Klagemauer
Die berühmte Klagemauer darf natürlich auch nicht fehlen. Die Atmosphäre hier ist einmalig. Es darf jeder hin. Es war schön zu sehen, wie die Menschen durch ihre Gebete hier halt finden und auch Menschen anderer Glaubensgruppen teilhaben lassen. Auch wir haben uns dem angeschlossen und es hat sich unerklärlicherweise gut angefühlt. Wir kamen zwei oder drei Mal hier vorbei und haben gerne teilgenommen an den Gebeten.
Solltet ihr zu leicht bekleidet unterwegs sein, wird einem freundlich ein Tuch bereitgestellt, welches man sich als Frau über die Schultern ziehen sollte. Der Ton ist hier aber im Allgemeinen sehr freundlich und angenehm.
Angrenzend an das jüdische Viertel aber außerhalb der Stadtmauer befindet sich das –>
Davids Grab und der Abendmahlsaal
Ob an diesem Ort nun wirklich das Grab König Davids liegt, ist nicht sicher und sehr unwahrscheinlich. Dennoch ist es eine heilige Stätte des Judentums und viele Orthodoxe hört man hier laut ihre Gebete sprechen. Wobei es teilweise wie ein Weinen klang, was wir nicht zuordnen können.
Ein Stockwerk höher befindet sich der Abendmahlsaal. In diesem soll Jesus am Vorabend seines Todes mit seinen Aposteln gespeist haben. Nicht spektakulär, da eigentlich nur ein leerer Raum. Sollte es aber wahr sein, dann aber Hallo. Dann hat hier eines der wichtigsten Dinner der Welt stattgefunden.
Christliches Viertel
Das christliche Viertel macht sich vor allem durch Devotionalien bemerkbar. Überall riecht es nach Weihrauch, der auch nicht gerade wenig gekauft wird. Das christliche Viertel ist deutlich ruhiger als das Muslimische oder Jüdische Viertel und wird diesbezüglich nur durch das Armenische übertroffen.
Church of the Holy Sepulchre/ Grabeskirche und Via Dolorosa
Die Grabeskirche ist DER Pilgerort für gläubige Christen aus aller Welt und eine der wichtigsten Orte des Christentums. Sie ist der Endpunkt der Via Dolorosa, des Leidenswegs Jesu, der quer durch die Altstadt führt. Teilweise kamen Menschen weinend aus der Kirche, was für uns wirklich interessant zu beobachten war. Überhaupt war die Demut mit der die Menschen an ihre Glaubensstätten kamen, das vielleicht interessanteste, was wir überhaupt auf irgendeiner unserer Reisen beobachten konnten. Spiritualität war überall!
Und da die Grabeskirche im Christentum so wichtig ist, war hier auch entsprechend viel los. So viel, dass wir gar nicht rein sind. Ob es sich wirklich um das Grab Jesu handelt, weiß man natürlich nicht. Es wurde später so festgelegt. Hinterfragen würde wohl den Zauber des Ortes nehmen.
Armenisches Viertel
Das armenische Viertel ist das ruhigste Viertel und fällt durch seine schönen, gepflegten Gassen auf. Man kann hier sogar Cafés mit Freisitz finden. Wir haben uns hier nichts im speziellen angesehen. Es ist eher ein Wohnviertel und schön zum Spazieren gehen.
Traurigerweise bleibt uns das Armenische Viertel nicht sooo gut in Erinnerung und das liegt nicht an den Armeniern oder am Viertel: Bei unserer Besichtigung des Viertels kam uns eine Gruppe Muslime aus der Türkei entgegen, was uns nicht weiter interessierte. Ein Nachzügler der Gruppe, machte uns auf Höhe des armenischen Klosters ‚Ortivoxa‘ auf die zerrissenen und beschmierten Plakate aufmerksam und meinte, sie wären eine Provokation. Wir verstanden zunächst nicht was er meinte und was er von uns wollte, machte er sich doch schnell vom Staub. Wir sahen erst danach, dass die Plakate zerrissen wurden. Auf diesen war das einstige Armenische Reich und der Ablauf des Genozids an den Armenieren zu sehen, auch waren die Kurdengebiete eingezeichnet und beschrieben. Türkische Nationalisten (die sich warum auch immer nach Israel verirren) beschmierten diese mit rassistischen und verhöhnenden Bemerkungen und rissen bei einigen diese Gebiete aus den Plakaten. Unschön. Gut, dass er schnell verschwand. Eine Diskussion mit solchen Menschen ist sicher sinnlos.
Dumme und ekelhafte Menschen gibt es überall. Das wussten wir vorher schon. Überraschend ist jedoch, dass am spirituellsten Ort der Welt, so mancher vom heiligen Geist verlassen zu sein scheint. Wir beten eine Runde für sie. Vielleicht hilfts!
Hier gehts weiter zu Jerusalem Teil II!
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