Gewagt, ja. Weil wir noch nicht überall im Nahen Osten waren. Trotzdem. Wir können uns eigentlich nicht vorstellen, dass die Welt für Menschen wie uns irgendwo im Nahen Osten angenehmer wäre.
Tel Aviv ist ein Idyll. Ein bisschen wie Miami Beach am Mittelmeer. Statt mit kubanischem Essen natürlich mit den besten Hummus-Gerichten. Eine Stadt, wo sich Araber und Juden nicht auf den Senkel gehen. Tel Aviv ist das, wie der Nahe Osten sein könnte, ohne das ganze Religionsgedöns, Hass und Kriege!
Von Jerusalem aus kamen wir mit dem Bus am Hauptbahnhof von Tel Aviv an. Dieser kostete nur etwa 4€ pro Person und war absolut zuverlässig. Die Fahrt dauerte etwa eine Stunde.
Tipp: Wenn ihr am Hauptbahnhof ankommt und ihr wollt ein Taxi zu eurem Hotel oder Hostel nehmen, geht an den Taxifahrern am Eingang vorbei. Die wollen 80 Schekel (Wucher!). Fragt euch durch. Wir sind bis ganze ans Ende der Schlange und haben 36 Schekel für beide inklusive Gepäck gezahlt.
Florentine Backpacker Hostel
Wir übernachteten im Florentine Backpacker Hostel und buchten ein Doppelzimmer mit Bad. Es gibt auch Dorms (Mehrbettzimmer) mit Gemeinschaftsbad, die sind natürlich deutlich günstiger. Wir waren sehr zufrieden mit unserer Unterkunft. Die Zimmer waren einfach, klein und sehr sauber. Die Lage ist absolut top!
Das Konzept fanden wir auch sehr interessant: Sie suchen Volunteers, die mitarbeiten wollen und im Gegenzug kostenlos übernachten dürfen (wir kennen nicht alle Bedingungen). Für Low-Budget Reisende ist das eine sehr gute Option, wie wir finden. Diese Volunteers richten auch das Frühstück her (was wirklich nicht viel ist, aber mehr versprechen sie einem auch nicht) und kochen abends was (kleine Spende erwünscht).
Das Publikum ist sehr Party orientiert. Man wird aber auch in Ruhe gelassen, wenn man das möchte und es wird dafür gesorgt, dass zu Schlafenszeiten Ruhe eingehalten wird. Wir waren über das Funktionieren des Konzepts sehr beeindruckt.
Tel Aviv ist allgemein ein teurer Flecken Erde und einigermaßen Bezahlbares eine Seltenheit. Bei airbnb gibt es noch einige günstige Unterkünfte, allerdings war das Florentine Backpacker Hostel immer noch günstiger. Wir können es jedem weiterempfehlen.
Was man so schönes machen kann in Tel Aviv
Zum Beispiel unfassbar gut essen oder sich nette Viertel ansehen oder am Strand spazieren/sich grillen oder den Sonnenunterganganschauen oder eine Bootstour machen oder durch Jaffa laufen oder oder oder…
Florentine – Hipster Refugium des Nahen Ostens
Wenn wir es nicht besser wüssten, würden wir sagen, in Florentine wurde das Hipsterum geboren. Noch ist es etwas heruntergekommen; und das, was zu heruntergekommen ist, wird mit Graffiti aufgehübscht.
Die Menschen hier sind sehr liberal. Drogenkonsum wird entspannt gesehen, Hipstertum und Kreativität stehen an oberster Stelle. Die Expat-Rate ist in Tel Aviv besonders hoch. Homosexuelle und andere Minderheiten müssen sich hier nicht verstecken. Im Gegenteil, sie tun das hier wirklich nicht. Deswegen kommen sie aus allen Teilen des Landes, um in Tel Aviv frei leben zu können.
Einen größeren Kontrast zu Jerusalem hätten wir kaum finden können und zumindest für uns war es wieder eine Welt, in welcher wir leben möchten.
Noch ist es ein eher günstigstes Viertel Tel Avivs. Da es aber sehr beliebt ist, ist es nur eine Frage der Zeit wann sich das ändert.
Das Viertel ist wirklich angenehm und die vielen schönen Cafés und Bars bieten auch mal was anderes als Hummus – also für die, die es wollen!
Essen in Tel Aviv
Wenn wir schon beim Thema sind, können wir auch gleich dabeibleiben. Es gibt alles zu essen in Tel Aviv und die Stadt ist für ihre Fusion Kitchen sehr bekannt. Wir haben uns aber eher auf das traditionelle besinnt und wollten natürlich immer noch rausfinden, wo man den besten Hummus essen kann.
An der Hummus-Front können wir mit absolut reinem Gewissen das Abu Hassan empfehlen, welches so gut ist, dass es sogar zwei Restaurants in der Stadt hat (in beiden haben wir gegessen). Soweit wir wissen, ist es ein Familienbetrieb und die Leute sind vielleicht die coolsten Araber in Town. Noch nie habe ich Menschen so schnell Zwiebeln schneiden sehen wie hier!
Man findet hier sich kein gediegenes Ambiente. Eher Wirtshaus auf Arabisch. Der Hummus ist der Beste, den wir in den ganzen zwei Wochen gegessen haben (tatsächlich ein bisschen besser als das Hashem in Amman). Lasst euch von den Schlangen vor dem Laden nicht abschrecken. Es dauert nicht lange und die Mitarbeiter sorgen schon dafür, dass ihr bald einen Tisch bekommt.
Des Weiteren können wir euch Shlomo and Doron ans Herz legen. Da um den Laden rum alles auf Hebräisch geschrieben ist, war es nicht leicht, es gleich zu finden. Man kommt easy klar, die Speisekarten gibt es auch auf Englisch. Auch hier wieder, unfassbar der Hummus. Es gibt bei Shlomo und Doron sogar einige Variationen, die wir noch nicht kannten und ebenfalls sehr gut schmecken.
Ich frage mich wirklich, was diese Leute anders machen als wir und warum er so unfassbar gut ist. Wenn man schon hier ist, kann man auch wunderbar noch den Carmel Markt entdecken und shoppen, einkaufen und was trinken.
Leider findet man solche Läden in Deutschland nicht. Wir wären auf ewig dankbare Stammkunden! Auch wenn wir nach dem Hummus-Overload dort in Deutschland eine Hummus-Pause eingelegt haben.
Jaffa – die Wurzel Tel Avivs
Jaffa war ursprünglich eine eigene Stadt und ist heute mit Tel Aviv verwachsen. Deswegen heißt die Stadt heute auch offiziell Tel Aviv-Jaffa.
Bei Jaffa handelt es sich um den arabischen Stadtteil, der super schön am Hafen gelegen ist und heute als Altstadt ‚Tel-Avivs‘ gilt. Sie ist top in Schuss und von verschiedenen Ecken hat man einen tollen Blick über die Bucht.
In den Gassen der Altstadt findet man immer wieder Ecken, die sie toll hergerichtet sind, dass es nicht verwundert, dass die hippen Menschen der Stadt hier speisen und trinken.
Tel Aviv vom Wasser aus – Bootsfahrt bei Sonnenuntergang
Wir können euch nicht ganz genau beschreiben, wo das Boot losfährt. Aber als Anhaltspunkt könnt ihr euch im nördlichen Teil des Hafens an Gruppen von Muslimen richten, die sich irgendwo reindrängeln, wenn ein Boot am Hafen anlegt. Wir waren dann auf einem Boot voll mit Muslimen, teils neugierig teils ablehnend angeguckt, da vor allem ich mich etwas freizügiger kleidete (sorry, aber das ist Tel Aviv und nicht Saudi-Arabien). Wir sind dann einfach ins Unterdeck zu den ‚coolen Jungs‘, denen waren wir egal und alles war gut.
Naja, nichtsdestotrotz sprechen die Bilder für sich. Die Aussicht vom Boot auf die Bucht von Tel Aviv und Jaffa ist einfach mega. Die Fahrt dauert etwa eine dreiviertel Stunde und kostet 25 Schekel pro Person.
Sonnenuntergänge in Tel Aviv
Wir bleiben beim Thema. Es gibt wenig Orte auf der Welt, die sich so toll für einen Sonnenuntergang eignen wie Tel Aviv. Ob jetzt bei Vino oder nicht, bleibt euch überlassen.
Die Strandpromenade Tel Avivs
Bars und Cafés entlang eines ewig langen Strands. Menschen, die an der Promenade spazieren, joggen oder einfach nur im Gras liegen. Das Leben hier ist noch in Ordnung und ist zu jeder Tageszeit schön.
Bauhaus Architektur in Tel Aviv Downtown
Für die Architekturfans unter euch: Tel Aviv ist bekannt für einige Bauhaus-Gebäude inmitten des Hochhausgewirrs Downtowns. Der Kontrast zu Jaffa könnte nicht größer sein und macht es gerade so interessant. Wenn es euch interessiert, könnt ihr Details dazu easy googeln.
Warum Tel Aviv
Kurz zusammengefasst: Tel Aviv ist alles, was der restliche Nahe Osten nicht schafft zu sein. Friedlich, wohlhabend und aufgeschlossen. Die Vibes der Stadt, die verschiedenen Menschen (der womöglich höhere Bildungsgrad der Menschen) und die Lust auf Leben – davon kann sich der Rest der Region ein gutes Stück abschneiden.
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